Hallo, ich bin Henrik. Vor ein paar Jahren war ich gemeinsam mit Katja und Matze im Mitarbeiterteam einer Freizeit. Seitdem ist die Freundschaft erhalten geblieben und ich ließ mir die Gelegenheit nicht entgehen, die beiden zu besuchen. Es ist sowohl meine erste Reise nach Afrika als auch mein erster Einblick in die Missionsarbeit. Ich war insgesamt etwa 4 Wochen in Sambia, wovon ich die ersten 1,5 Wochen in Nationalparks und die restliche Zeit auf Amano verbrachte. Hier berichte ich, wie ich Amano erleben durfte und welche Erfahrungen ich gemacht habe.
Die Schule ist gut ausgestattet. Es gibt tolle Klassenzimer, seit neuestem sogar Klassenzimmer im Freien sowie spezielle Fachräume, wie zum Beispiel ein Naturwissenschaftsraum. Die Schüler treiben auch sehr gerne Sport. Dafür gibt es ebenfalls tolle Einrichtungen und Ausrüstungen. Manche Dinge sind aber auch einfach etwas anders als ich es aus Deutschland kenne. Zum Beispiel ist der Hallenboden aus Beton, was leider sehr schnell zu Verletzungen führen kann. Die 400 Meter Laufbahn ist aus Gras und mit Linien markiert.
Sport war für mich eine hervorragende Möglichkeit, um mit den Schülern in Kontakt zu kommen. Ich nahm am Cross-Country-Lauf teil, bei dem alle Schüler eine Runde durch den afrikanischen Busch laufen und spielte Badminton sowie Fußball und Basketball mit den Schülern. Regelmäßig gehen die Schüler auch auf Turniere und treten in veschiedenen Sportarten gegen andere Schulen an. Dadurch sind die Schüler sehr ehrgeizig, denn nur die Besten dürfen jeweils zu den Turnieren gehen.
Auf dem Schulgelände befinden sich neben den schulischen Einrichtungen und Wohnhäusern einiger Mitarbeiter auch Werkstätten für die verschiedensten Bauarbeiten. Amano ist eine ständige Baustelle, da es immer etwas zu reparieren oder neubauen gibt. Fast alle handwerklichen Arbeiter sind Sambier. Sie sind sehr dankbar für die Arbeit, da es in Sambia nicht so viel Arbeit gibt. Manchmal geht die Arbeit auch etwas länger. Da allerdings bei Dunkelheit keine Busse mehr fahren, laufen die Arbeiter bis zu 3 Stunden nach Hause. In Deuschland würde wohl kaum jemand so lange zur Arbeit laufen. An mehreren Tagen half ich den Zimmermännern beim Anbringen von Holzlatten, um die Freiräume zwischen den Deckenplatten eines neuen Wohnhauses abzudecken. Da die Zimmermänner sehr gut englisch sprechen können, konnte ich schnell mit ihnen in Kontakt kommen und wir tauschten uns über die deutsche und sambische Kultur aus. Trotz meines kurzen Aufenthalts ist dadurch bereits eine kleine Freundschaft entstanden.
Als ich beim Mauern von neuen Klassenzimmern geholfen habe, war das schwieriger. Viele der Arbeiter dort sprachen nur Bemba und somit konnte kein richtiges Gespräch stattfinden. Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass allein meine Mithilfe schon viel bewirkt hat. Da die Arbeiter eher im Hintergrund arbeiten, haben sie kaum Kontakt zu den Weißen. Dass ein Weißer gemeinsam mit ihnen die selbe Arbeit erledigt und nicht nur Arbeitsaufträge erteilt, war dann doch ein bisschen was besonderes für sie. Ich habe die Arbeit mit ihnen sehr genossen und konnte auch wertvolle Erfahrungen sammeln.
Wenn man über das Amano-Gelände läuft, ist es jedes Mal ein Abenteuer. Neben etlichen fleischhungrigen Ameisen gibt es viele Eidechsen in allen Größen, Spinnen, Schmetterlinge, bunte Vögel und Mücken. Mir sind aber auch niedliche Affen begegnet. Die Schlangen sollte man auch nicht unterschätzen. Beinahe wäre ich auf eine etwa 60 Zentimeter lange Giftschlange, eine Puffotter, getreten. Sie ist immerhin für die meisten Schlangenbisse in Afrika verantwortlich. Glücklicherweise war sie zu faul um sich um mich zu kümmern.
Die meiste Zeit verbrachte ich im Boys-Dorm, wo zur Zeit 24 Schüler wohnen. Zu Beginn war es sehr schwierig mit ihnen in Kontakt zu kommen. Durch die vielen regelmäßigen und kurzen Besucher, so wie ich auch einer bin, war das anfängliche Interesse der Jungs an mir eher gering. Ich versuchte möglichst viel Zeit mit ihnen zu verbringen, startete Gespräche, zeigte mein Interesse und spielte Spiele wie Tischtennis, Monopoly, Fußball und Basketball mit ihnen. Dadurch war es dann auch in nur 2 Wochen möglich, Beziehungen aufzubauen. Einmal kochten wir auch Linsen mit Spätzle zusammen. Selbst die Sambier mussten danach zugestehen, dass Spätzle einfach besser schmecken wie ihr Nationalgericht Nshima. Beim gemeinsamen Kochen hat man auch schnell gemerkt, dass die Jungs dort schon viel selbstständiger sind sowie mehr Erfahrungen im Kochen und Putzen haben, als die meisten deutschen Kinder. Mein Eindruck ist, dass die Jungs dort eine tolle Truppe sind. Die älteren Jungs unterstützen oft die Jüngeren.
Das Leben im Dorm wirkte für mich ein bisschen wie auf einer Jungscharfreizeit, nur eben mit weniger Spielen und in Kombination mit der Schule. Der Morgen startet um 6:40 Uhr mit einer Zeit zum eigenständigen Bibellesen, bevor es dann zum gemeinsamen Früstück geht. Anschließend gibt es eine Andacht, abwechselnd für die gesamte Schule oder schulklassenweise.
Ich habe sowohl in Katjas als auch in Matzes Klasse jeweils eine Morgenandacht übernommen und hoffe, die Schüler konnten davon etwas mitnehmen. Den Nachmittag verbringen die Jungs dann mit Sport und Hausaufgaben. Insbesondere für die älteren Schüler ist es ein langer Tag. Sie kommen erst um 20 Uhr zurück in den Dorm. Dort gibt es dann noch einen kleinen Snack. Die meisten Jungs sind dann müde und sitzen gemütlich zusammen, bis es um 21:15 Uhr eine Abendandacht sowie eine Gebetsrunde vor der Nachtruhe gibt. Dies machen die Jungs selbstsändig. An meinem letzten Abend im Dorm durfte ich die Abendandacht übernehmen.
Obwohl die Kinder schon viel geistigen Input haben, gehen sie trotzdem freiwillig einmal in der Woche in Katjas Jugendgruppe. Diese läuft sehr ähnlich ab wie ein deutscher Teenkreis. Es gibt Musik, Gespräche, Spiele und eine Andacht. Ich war immer dabei und konnte auch nochmal anders mit den Jungs aus dem Dorm in Kontakt kommen. In der letzten Woche habe ich dann auch gleich die Andacht sowie das Spiel übernommen.
Zusätzlich zur Arbeit auf Amano bietet Katja gemeinsam mit einer anderen Kollegin einen Kids Club für die Kinder aus dem angrenzenden Dorf an. Obwohl der Beginn am Samstag morgen um 8:00 Uhr ist, kommen jede Woche etwa 20 bis 30 Kinder im Alter von 2 bis 16 Jahren. Wöchentlich abwechselnd werden entweder die Jungs oder die Mädels mit dem Auto abgeholt. Ich hätte nie gedacht, dass in einen Toyota Land Crusier nahezu 20 Leute passen. Und damit geht es dann über holprige Straßen durch den Busch zu einem alten Ziegenstall, der als Jungscharraum dient. Die Kinder haben viel Spaß und sind sehr dankbar über das Angebot. Es gibt Lieder, Spiele, Gebet und eine Bibelgeschichte. Insbesondere das Singen hat mich begeistert, da die Sambier sehr gerne und laut singen. Dazu ist Singen auch direkt mit zumindest ein bisschen Tanzen verbunden. Bei meinem letzten Besuch im Kids Club habe ich die Bibelgeschichte erzählt. Es war für mich sehr herausfordernd, da ich noch nie zuvor so detailiert eine Bibelgeschichte erzählt habe. Zusätzlich war es meine erste Andacht auf Englisch und das Gesagte wurde anschließend direkt von einem ehemaligen Kids Club Teilnehmer in Bemba übersetzt. Die Kinder haben aufmerksam zugehört, mir hat es Spaß gemacht und ich konnte an der Herausforderung wachsen.
Eine weitere Möglichkeit, um mit den Leuten aus dem angrenzenden Dorf in Kontakt zu kommen, ist ein wöchentliches Fußballspiel. Die Fußballer aus dem Dorf reisen sogar in einem Mannschaftsbus an: Es ist ein kleiner, klappriger LKW. Die sambischen Fußballer sind wirklich harte Jungs. Viele spielen Barfuß und wenn einem versehentlich mit Schuhen auf den Fuß getreten wird, wird einfach weitergespielt. Im Anschluss an das Spiel gibt es noch eine Andacht, bevor die Fußballer mit dem Mannschaftsbus wieder abreisen.
Mir hat die Zeit auf Amano sehr gut gefallen, ich konnte viele Erfahrungen sammeln und ich bin mir sicher, dass auch die Leute auf Amano die Zeit mit mir genossen haben. Hier und dort konnte ich auch eine Hilfe sein. Das Projekt der christlichen Amano-Schule, auf die auch ärmere Kinder gehen können, hat bei mir einen positiven Eindruck hinterlassen. Die Schüler können zur Schule gehen und bekommen dabei auch noch viel geistigen Input durch Gespräche, Andachten, Gottesdienste, Jugendgruppen, Jüngeschaft und Gebetszeiten mit.